E-Mails mit Schadsoftwareziellos an eine möglichst große Zahl von Empfängern verschicken – so gingen Hacker früher beim Phishing vor. Zwar reagierte immer nur ein geringer Prozentsatz der Empfänger auf diese Mails, aber durch das hohe Versandvolumen waren das immer noch genug, um die Sache für die Cyber-Kriminellen lukrativ zu machen. Doch das hat sich geändert, denn praktisch jeder kennt mittlerweile diese Masche. So lässt sich kaum noch jemand damit ködern, dass er von der obskuren Königsfamilie eines fernen Eilands dazu auserkoren wurde, gegen entsprechende Belohnung bei der Rettung ihres Vermögens zu helfen. Gleichzeitig wurden auch die Lösungen für E-Mail-Sicherheit immer besser darin, die Attacken aufzudecken – indem sie beispielsweise die Reputation des Absenders prüften, die Texte der Mails auf typische Muster hin analysierten oder bekannte Viren in Anhängen aufspürten.
Darauf haben die Hacker mittlerweile reagiert und mit dem so genannten Spear Phishing eine neue Methode entwickelt. Sie setzt ganz im Gegensatz zum herkömmlichen Phishing auf exakt gezielte Attacken mit geringem Versandvolumen. Die Mails versprechen nicht länger großen Reichtum, sondern erscheinen völlig legitim und liefern die Schadsoftware über einen eingebetteten Link. Und so gehen die Cyber-Kriminellen dabei genau vor: Sie suchen sich zunächst konkrete Empfänger aus und forschen in sozialen Medien und auf öffentlichen Webseiten nach Informationen über sie. Mit Hilfe dieser Angaben können sie für ihre Spear-Phishing-Mail einen glaubwürdigen Text formulieren. Dann hacken sie eine seriöse Domain, um ihrer Mail zu einer vertrauenswürdigen Absenderadresse zu verhelfen. Zusätzlich führt auch der eingebettete Link oft zu einer seriösen, aber vom Hacker manipulierten Webseite. Klickt der Empfänger auf den Link, lädt sein Rechner die Schadsoftware herunter. Diese sucht nach Schwachstellen im Unternehmensnetzwerk und wird sie fündig, kann sie vertrauliche Daten stehlen.
Wie erfolgreich diese Methode ist, zeigt das Beispiel des Oak Ridge National Laboratory in den USA – eine Institution, die immerhin bekannt ist für ihre Forschungen zu Themen der Cyber-Sicherheit. Sie wurde 2012 zum Opfer einer Spear-Phishing-Attacke, mit dem Ergebnis, dass 57 User auf den schadhaften Link klickten und das Netzwerk für Manipulationen von außen entblößten. Wie also können sich Unternehmen vor derartig raffinierten Attacken schützen? Einige Empfehlungen:
E-Mail-Sicherheit ist für Unternehmen ein sich ständig änderndes Dauerthema. Denn eines ist gewiss: Wenn die Hacker mit Spear Phishing eines Tages nicht mehr erfolgreich sein sollten, wird sehr schnell eine neue Form von Attacken diesen Platz einnehmen.